Erweiterung der Tongrube Rettigheim

Blick auf den Brettwald von Süden im Dezember 2015, Foto: Jürgen Ungerer
Blick auf den Brettwald von Süden im Dezember 2015, Foto: Jürgen Ungerer

Auf der Sitzung des Gemeinderates am 17.01.17 stand auch die Erweiterung der im Brettwald gelegenen Tongrube Rettigheim auf der Tagesordnung. Nachfolgend unsere Stellungnahme, die wir in verkürzter Form auf der Sitzung vorgetragen haben. Unser Antrag, dass die Gemeinde eine Stellungnahme zur Tongrubenerweiterung abgibt, wurde mehrheitlich leider abgelehnt.

In dem „Antrag der Wienerberger GmbH auf Zulassung eines Rahmenbetriebsplans für die Erweiterung der Tongrube Rettigheim“ wird durchgehend und fast stereotyp betont, dass die Tongrubenerweiterung keine erheblichen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt hat.
Das ist insofern verwunderlich, wird doch durch die Erweiterung ein 5 Hektar und damit 7 Fußballfelder großes vollständig bewaldetes Gebiet im Brettwald komplett gerodet. Diese unwiederbringliche Zerstörung eines intakten Ökosystems – im Antrag der Wienerberger GmbH wird hierfür der harmlos klingende Begriff „Beräumung“ verwendet – hat weitreichende Folgen für den Menschen, die Landschaft, die biologische Vielfalt, Luft und Klima, den Boden, das Wasser, die Pflanzen, die Tiere.
So sind von der
Tongrubenerweiterung folgende Tierarten betroffen: Sechs Fledermausarten und zwei Artenpaare, 46 Brutvogelarten, wovon zwei Arten auf der Roten Liste stehen, zwölf weitere auf den Vorwarnlisten, Reptilien wie Zauneidechsen und Mauereidechsen, 9 Amphibienarten wie Gelbbauchunke, Wechselkröte, Erdkröte, Teichfrosch, Feuersalamander, Bergmolch und Teichmolch, 7 Libellenarten, Schmetterlinge, Käfer sowie Wildtiere wie Baummarder, Steinmarder, Hermelin, Iltis, Mauswiesel, Nutria, Feldhase, Dachs, Fuchs, Reh- und Schwarzwild.

Das alles wird durch die Tongrubenerweiterung „beräumt“, sprich: vernichtet. 
Und das, obwohl der Brettwald zu den schönsten und ökologisch wertvollsten Wäldern seiner Art im Kraichgau gehört. Aus gutem Grund ist ihm im Naturführer „Kraichgau“ des Regionalverlags ein ganzes Kapitel gewidmet. Größe und Strukturierung dieses Waldes führen zu einer ausgesprochen artenreichen Pflanzen- und Tierwelt, wie sie auf vergleichbaren Flächen nur selten anzutreffen sind. Hierzu ein Zitat von Dr. Wörz, Konservator am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart: „Insgesamt muss der Brettwald als eine regional wertvolle Waldfläche im Sinne der Biodiversität und Lebensqualität der Region eingestuft werden. Bereits die bestehende Tongrube bedeutet einen erheblichen Eingriff.“

Unsere Fraktion schließt sich daher der Position der Grünen Gemeinderäte der Nachbargemeinde Mühlhausen an. Diese haben der Erteilung der Genehmigung und des Betriebs der Tongrubenerweiterung im Gemeinderat nicht zugestimmt. Auch wir sehen in der geplanten Erweiterung weder einen Mehrwert für das Allgemeinwohl noch eine zwingende gesamtwirtschaftliche Notwendigkeit, zumal die Wienerberger GmbH keine Arbeitsplatzgarantie für die nächsten Jahre abgibt.

Unsere Fraktion beantragt, dass die Gemeinde Bad Schönborn eine Stellungnahme zur Tongrubenerweiterung abgibt. Denn wenn wir keine Stellungnahme abgeben, sind wir nicht mehr Teil des Verfahrens. Was ist, wenn unsere Heilquellen durch die Erweiterung doch beeinträchtigt werden?
In der Stellungnahme soll deutlich werden, dass sich die Gemeinde Bad Schönborn eine umfassendere Bewertung der Tongrubenerweiterung wünscht.
In dieser Bewertung soll auch das Allgemeinwohl und damit die Bedürfnisse aller betroffenen Bürgerinnen und Bürger ausreichend berücksichtigt werden. Insbesondere sind das folgende Bedürfnisse: Arbeitsplatzsicherung, Lebensqualität, Naherholung, Vermeidung von Luftverschmutzung und Lärm, gesundes und feinstaubfreies Lokalklima, umfassender Natur- und Umweltschutz und vieles mehr.
Außerdem soll eine gesamtwirtschaftliche Bewertung der Tongrubenerweiterung vorgelegt werden. Hierfür soll unter anderem bewertet werden, ob bereits existierende Tongruben in der Region als Rohstoffquellen für die Herstellung von Poroton-Mauersteinen in Frage kommen. Weiterhin soll bewertet werden, ob Ton überhaupt für die Versorgungssicherheit benötigt wird, oder ob nicht andere Baustoffe wie Porenbetonstein, Kalksandstein und Leichtbetonstein eventuell sogar besser geeignet sind.

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3 Kommentare

  1. Vielen Dank für Ihren Beitrag. Der Gemeinderat Malsch hat der Erweiterung bereits im letzten Jahr zugestimmt. Ich denke, dass der Gemeinderat auch die Belastung durch den LKW-Verkehr in seine Entscheidung miteinbezogen hat. Unterm Strich waren aber vermutlich die Gewerbesteuereinnahmen und die Arbeitsplätze wichtiger. Viele Grüße Jürgen Ungerer

  2. Eine Erweiterung der Tongrube ist nicht nur ein unverantwortlicher Eingriff in ein schönes Waldgebiet, sondern auch eine Belastung für Malsch, bedingt durch einen erhöhten LKW-Verkehr.

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