Pro und Kontra Gemeinschaftsschule Bad Schönborn

Wohin geht die Reise für die Werkrealschule und die Realschule in Bad Schönborn

Am Dienstagabend hat Rektor Werner Köhler (Michael-Ende-Schule) in der Aula der Michael-Ende-Schule (Werkrealschule) das Konzept zur Gemeinschaftsschule Bad Schönborn vorgestellt (siehe Bericht) und sich den Fragen des Publikums gestellt.

Die folgenden Punkte wurden auf der Grundlage der Präsentation und Fragen des Publikums angepasst (Was ist eine Gemeinschaftsschule?). Die Grünen aus Bad Schönborn hatten vor rund einem Monat Jutta Zangl, eine Lehrerin aus der Praxis, eingeladen (siehe Bericht).

Was spricht (bisher) dafür:

  • Lehrer und Eltern der Werkrealschule sprechen sich (fast) einstimmig dafür aus. Der Arbeitskreis Kinder, Jugend und Sport ebenso.
  • Gemeinschaftsschule ist immer eine Ganztagsschule. Berufstätige Eltern wünschen sich diese Betreuung. Auch für Kinder aus sozial benachteiligten Familien ist eine Ganztagsbetreuung wichtig. Der weitere Ausbau der Ganztagsschulen ist eine wichtige Forderung der Grünen im Landtag (siehe jüngste Pressemitteilung).
  • Eltern müssen sich nicht bereits in der vierten Klasse auf einen Schultyp festlegen. Die Gemeinschaftsschule bietet alle Bildungsniveaus an und auch die Möglichkeit den Schultyp zu wechseln.
  • Der Rückgang der Schülerzahlen an den Haupt-/Werkrealschule zeigt, dass diese nicht zukunftsfähig sind.
  • Die Investitionen in die Schulgebäude der Werkrealschule verbieten es, diese nicht weiter zu nutzen.
  • Ein späterer Zusammenschluss mit der Realschule Bad Schönborn würde es ermöglichen, das Abitur „Made in Bad Schönborn“ anzubieten. Das wäre auf jeden Fall eine Stärkung der Schullandschaft vor Ort.
  • Bei 1.300 Schülern vor Ort müsste es problemlos möglich sein, eine zweizügige Gemeinschaftsschule mit rund 250 Schülern (Klasse 5 bis 10) aufzubauen.

Was spricht (bisher) dagegen:

  • Die Realschule Bad Schönborn macht nicht mit. Ebenso gibt es ab dem nächsten Schuljahr G9-Klassen im Leibniz-Gymnasium-Östringen. Damit dürften der überwiegende Teil der lernstarken Schüler als Voraussetzung für eine gute Durchmischung der Klassen nicht gegeben sein.
  • Am Informationsabend waren laut Aussage von Rektor Werner Köhler mehr Lehrer als Eltern vor Ort. Das könnte auf ein zukünftiges Akzeptanzproblem hinweisen (oder es lag einfach an dem lauschigen Sommerabend, der nicht gerade einlud den Abend in einer Schulaula zu verbringen).
  • die Art und Weise wie in unserem Land dieser neue Schultyp eingeführt wurde, führt zu Problemen in der Lehrerfortbildung. Auch die zusätzlichen Stunden für die Erstellung der Konzept der jeweiligen Schule erweisen sich als zu knapp (zumindest in der Aufbauphase)
  • ob die aktuelle Raumsituation und die gelebte Schulpraxis der Michael-Ende-Werkrealschule wirklich bereits so nahe an den Erfordernissen einer Gemeinschaftsschule liegen, blieb am Informationsabend offen.
  • Gemeinschaftsschule ist als Schultyp noch in den „Kinderschuhen“. Es gibt noch wenig Erfahrung damit.
  • Die Werkrealschule wurde gerade vor drei Jahren (Schuljahr 2010/2011) neu eingeführt.

„Chaos“, „Ansturm“, „Mogelpackung“ – alles schon dagewesen… Es ist keine vier Jahre her…

Es ist gerade vier Jahre her, dass der damalige CDU-Bildungsminister Helmut Rau mit der Schaffung der Werkrealschule für viele Reaktionen gesorgt hatte. Viele der Schlagzeilen kommen einem heute (leider wieder) bekannt vor:

CDU-Bildungsminister Helmut Rau im Landtag im Dezember 2009: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Werkrealschule ist eine innovative und gleichzeitig organische Weiterentwicklung der Hauptschule, und zwar aus der Hauptschule heraus hin zu neuen Ufern. Das ist eine langfristige und innovative Schulentwicklung. Ich glaube, dass die Opposition deshalb so aufgeregt ist, weil sie sieht, dass wir mit diesem Konzept eindeutig in der Offensive sind.“

Wie man sich täuschen kann. Leider hat das SPD-geführte Kultusministerium diese Erfahrungen auch nicht richtig genutzt, auf die regionale Schulentwicklung warten wir z.B. immer noch.