Die Bürgermeistermacher

Rund um Bürgermeisterwahlen hat sich eine eigene Beratungsbranche entwickelt. Die „Bürgermeistermacher“ nehmen dabei einen immer grösseren Einfluss auf die Vorauswahl der Kandidaten. Sie sammeln Informationen über die betreffenden Gemeinden und gleichen diese mit den Profilen der Kandidaten in ihren Datenbanken ab. Überspitzt formuliert: sie betreiben eine „Partnervermittlung“ für Bürgermeisterposten. Positiv formuliert: sie arbeiten als persönliche Coach des jeweiligen Wahlkämpfers.
Ist ein Kandidat ausgewählt worden, erhält er die gewünschte Unterstützung: planen des Wahlkampfs, kontaktieren der Vereine und Meinungsmacher in der Gemeinde, schreiben der Reden, gestalten der Hausbesuche, überlegen der Fragen für die Teilnehmer der öffentlichen Auftritte, Schwachstellen der anderen Kandidaten nutzen, verhindern von Fettnäpfchen und vieles andere mehr.
Die „Bürgermeistermacher“ halten sich dabei diskret im Hintergrund, begleiten aber ihren Kandidaten bei allen wichtigen Wahlkampfschritten. Ein Bürgermeisterwahlkampf in einem Ort der Größe von Bad Schönborn kostet zwischen 10 und 15 Tausend Euro.
Als Erfolgsmerkmale für einen Bürgermeisterkandidaten gelten:

  1. Authentizität („echt sein“)
  2. Souveränität („überzeugend wirken“)
  3. Sympathie („sympathisch wirken“)
  4. Kompetenz („kompetent sein“)

Interessant ist die geringe Bewerbungsquote von Frauen (rund 5%) wenn man bedenkt, dass rund 70% der neuen Diplom-Verwaltungswirte Frauen sind. 85% der 1.100 (Ober-)Bürgermeister in Baden-Württemberg sind Verwaltungsfachleute.

In der Umgebung von Bad Schönborn haben folgende Kandidaten mit einem Bürgermeistermacher gearbeitet (wer kennt weitere Kandidaten?):

  • Tony Löffler (Ubstadt-Weiher, Wahlkampf 2010 gewonnen, Bürgermeistermacher: Ulrich Heckmann)
  • Holger Karl (Bammental, Wahlkampf 2010 gewonnen, Bürgermeistermacher: Ulrich Heckmann)
  • Florian Hartmann (Bruchsal, Wahlkampf 2009 verloren, Bürgermeistermacher: Ulrich Heckmann)

Fazit: sich beraten zu lassen ist legitim, es sollte nur transparent sein. Ihre/Deine Meinung dazu?

Quellen:

Bild von SpreePiX – Berlin (Creative Commons Lizenz beachten!)