Ein weiterer Meter Straße für das Einzelhandelskonzept

Rund 5.000 Euro hat das Einzelhandelskonzept für die Gemeinde Bad Schönborn gekostet, das heute Abend im Gemeinderat von Vera Harthauß (GMA – ein Unternehmen der Wüstenrot & Württembergische AG) vorgestellt wurde. Das Konzept ist auf Verlangen des Regionalverbands erstellt worden und umfasst den Zeitraum bis 2015.
85 Einzelhandelbetriebe kämpfen in Bad Schönborn auf einer Fläche von 16.360 Quadratmeter (rund zwei Fussballplätze) um eine Kaufkraft von 97 Mio. Euro. Zum Marktgebiet gehören Langenbrücken, Mingolsheim sowie Kronau. 7% dieser Betriebe haben mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und haben bereits 47% der Gesamtfverkaufsfläche für sich. Der große Teil der Einzelhandelsbetriebe (46%) hat weniger als 50 Quadratmeter Verkaufsfläche. Im Vergleich mit anderen Gemeinden mit Doppelzentren stehe Bad Schönborn gut da, so Vera Harthauß. Mit 1.315 Quadratmeter Einzelhandelfläche je 1.000 Einwohner ist Bad Schönborn deutlich besser bestückt als Gemeinden wie Karlsdorf-Neuhart, Philippsburg u.a.
Der Konzeptauftrag sei „schmalspurig“ gewesen, so Vera Harthauß. Das Konzept lässt deshalb viele Fragen offen:
Es wird erstens die Schaffung von „integrierten Lagen“ für die Ortskerne von Langenbrücken und Mingolsheim vorgeschlagen. Welche Erfolgsfaktoren dafür notwendig sind, wurde nicht näher erläutert. Dass die Umgehungsstraße wieder als Argument für das Schaffen eines Ortskerns herhalten muss ist klar. Wie sieht denn die Ortskernentwicklung in Stettfeld und Ubstadt mit Umgehung aus? Gemeinderat Ulrich Hassfeld fordert jeden einzelnen Bürger von Bad Schönborn auf, sich an die eigene Nase zu fassen und sich zu fragen, inwieweit beim Einzelhändler im Ort eingekauft werde.
Zweitens wird sehr allgemein die Weiterentwicklung der Nahversorgung ohne Neuansiedlungen empfohlen. Auch hier wurde vermutet, dass der Kaufland-Standort ohne Umgehungsstraße dem Niedergang gewidmet sei… Gemeinderat Hans Schindler sieht eine Konkurrenzsituation zwischen dem neuen Standort in Langenbrücken und den Läden im Ortskern.
Drittens wird der „Ausschluss zentrenrelevanten Sortimenten in den Gewerbegebieten“ gefordert. Da kein Bürger dies versteht: der örtliche Blumenladen soll es z.B. nur im Ortskern geben, während der Baustofffachmarkt im Gewerbegebiet seinen Platz hat. Bei der Suche nach diesem Begriff wird schnell klar, dass das Konzept mit diesen drei Handlungsfeldern an anderen Gemeinden verkauft wurde (z.B. Dusslingen).
Damit das Einzelhandelskonzept nicht in der Bürgermeister-Schublade „Hausaufgaben erledigt“ landet, sind die Vorschläge von Gemeinderat Alexander Billmaier (Einzelhandelsunternehmer sollen direkt informiert werden) und von Gemeinderat Bernhard Stelz (Weiterleitung an die Strategiekommission) zu begrüssen und umzusetzen. Und wie wäre es, wenn die Gemeinde das Einzelhandelskonzept auf ihren Seiten publiziert – wie es andere Gemeinden selbstverständlich tun?