Vorgärten Ade?

Ein ehemals grüner Vorgarten nun komplett als Parkplatz genutzt

Wer in den letzten Monaten mit offenen Augen durch unseren Ort gegangen ist, wird ebenso wie wir festgestellt haben, wie viele Vorgärten in den letzten 2 Jahren zu Parkplätzen umfunktioniert worden sind.

Trotzdem sehen die Freien Wähler, die CDU, die UBBS und die Junge Liste wie auch die Verwaltung hier keinen Handlungsbedarf und somit keine Notwendigkeit die Umwandlung von Vorgärten in Parkplätze in Bad Schönborn zu stoppen.

„Die Vernunft der Bürger wird es schon richten“ ist der Tenor dieser Fraktionen und Gruppierungen.

Freiwilligkeit und Vernunft ist schön und gut, funktioniert aber nicht wirklich. Dies sieht man leider an allen Ecken und Enden in beiden Ortsteilen: Parkplätze und gepflasterte Flächen nehmen massiv zu – gerade auch seit dem Schottergartenverbot.

Während viele Gemeinden und Städte hier längst die Reißleine gezogen und entsprechende Vorgartensatzungen erstellt haben, passiert in Bad Schönborn außer einem Vorgartenwettbewerb (Teilnehmer an einer Hand abzählbar), Pflanzempfehlungen und der Erwerbsmöglichkeit einer Kiste mit Pflanzen, leider nichts Konkretes.

Warum sind grüne Vorgärten in Bad Schönborn unter anderem so wichtig?

– Sie wirken der Erhitzung des Ortes entgegen denn über gepflasterten Flächen ist es bis zu 20 Grad wärmer als bei Grünflächen und Pflanzgärten, die durch pflanzliche Verdunstung kühlen und auch Schatten spenden. Zusätzlich wird die Hitze vom Pflaster nachts an die Umwelt abgegeben und daher wird die Abkühlung der Nacht geringer

– Bei den zunehmenden Starkregenereignissen fließt mehr Wasser über das Pflaster in die Kanalisation, da es nicht versickern kann. Dadurch müssen die Rückhaltebecken größer dimensioniert werden und das Wasser wird nicht dem Grundwasser zugeführt, da es in den Kanal läuft – es kostet also Geld und schädigt unsere wichtigen Ressourcen

– Insektensterben: Insekten sind sehr wichtig, unter anderem auch für die Produktion von Lebensmitteln. Ein Rückgang der Insekten aufgrund von fehlenden Vorgärten und der darin befindlichen Nahrungsquellen würde in Zukunft zu Problemen führen.

– Grünpflanzenstress: Die Grünpflanzen tragen eigentlich zur Reinigung der Luft bei und spenden neuen Sauerstoff. Je weniger grün existiert, desto extremer sind die Bedingungen für die restlichen Grünpflanzen und sie können ihre Arbeit nicht mehr korrekt verrichten.

– Verlust von Lebensraum und Nahrungsraum für Tiere und

Dabei ist die Vorgartensatzung als Ergänzung zur Landesbauordnung und das sogenannte Biodiversitätsstärkungsgesetz zu sehen, die auch bereits einen Passus enthalten wonach Gartenanlagen insektenfreundlich gestaltet und Gartenflächen vorwiegend begrünt werden sollen.

Laut Verwaltung wäre das Einhalten einer Vorgartensatzung durch die Verwaltung nicht zu kontrollieren. Da fragt man sich schon, wie die Verwaltung dies hinsichtlich der Parkvergehen handhabt – wir sehen hier keinen Unterschied.

Unseren Antrag zur Erarbeitung einer kurzen, aber effektiven Vorgartensatzung hinsichtlich von Parkflächen nicht einmal in den Ausschuss für Umwelt und Technik zur Beratung zu verweisen, ist eine Ohrfeige für den Klima- und Umweltschutz in Bad Schönborn.

Es zeigt, dass einige Fraktionen im Gemeinderat zwar viel über den Klima- und Umweltschutz reden, konkrete Maßnahmen dann aber doch ablehnen – es sei denn der Vorschlag kommt von ihnen. (TT)